Mittwoch, 26. März 2008
Potosi
Ganz nah bei Sucre liegt die Minenstadt Potosi.
Zu ihrer Blütezeit (ca. 1610) zählte sie zu den größten und reichsten Städten der Welt.
Unter der spanischen Krone wurden Berg und Menschen ausgebeutet, so dass man heute vom "Berg der Menschen frisst" spricht. Aus den Silbermassen, welche abgebaut wurden, soll man eine Brücke von Südamerika nach Europa bauen können. Allerdings zwei Brücken, nämlich hin und zurück, soll man aus den Knochen der indigenen Bergleute bauen können. (weitere Infos : http://de.wikipedia.org/wiki/Potos%C3%AD )



Mit Ole bin ich im Ferrobus (Schienenbus) sechs Stunden von Sucre El Tejar 2700 m bis Potosi 3905 m gefahren. Bei verschiedenen Siedlungen war es für die Hunde ein riesiger Spass hinter dem Bus laut kläffend herzulaufen.


Der Reichtum der Stadt kann auch heute noch bestaunt werden. Die Portale der Kirchen sind üppig verziert und


in der "Casa de la Moneda" (Geldmünze) sieht man wie das Silber in Münzen gepresst wurde und nach Spanien verschifft wurde.


Skurril ist, dass die Münzen Boliviens heute in Europa und Canada hergestellt werden und die Scheine in Frankreich.

Die älteren 2 Bolivianos Münzen wurden zum Teil in Deutschland gepresst.

Eine Münzwaage. Leicht-Mittel-Schwer



Wichtiges Lebensmittel für die Minenarbeiter ist das Cocablatt. Links sieht man Pottasche in vier verschiedenen Darreichungsformen, pur, mit Banane, mit Brot, die Vierte habe ich vergessen.
In Papier eingewickelt purer Tabak härter als "schwarzer Krauser" oder "Rothändl".


Das Cocakauen vertreibt den Hunger und die Müdigkeit. Zuerst haben die Kolonialherren das Coca verboten, doch als sie sahen wie die Produktionsleistung zurückging war es schnell wieder eingeführt. Auch heute sind cocagefüllte Wangen ein ständiges Bild.




Bei der Minentour waren wir mit einem argentinischen und einem japanischen Pärchen unterwegs.


Man bringt den Arbeitern Geschenke mit: Dynamit (1 Euro), 96% Alkohol "El Ceibo", Limo, Wasser, Cocablätter und Zigaretten.


Der Eingang zu einer der ältesten und größten Minen (XX Sieglo). An der Mauer sieht man Llamablut zur Weihung.



Wichtigste Gottheit im Berg ist der Tio (Dios), der Onkel. Gott im Himmel ist eben Gott und Gott in der Erde ist eben der Teufel. Ihm wird geopfert damit er für Sicherheit und Fruchtbarkeit im Berg sorgt.


Er hat auch wie die Bergmänner Gummistiefel an. In jeder der ca. 800 Minen am Berg gibt es einen Tio. Der hier ist einer der größten und ist auch in dem Film "El diablo del minero" ( http://www.thedevilsminer.com/index_new.html ) zu sehen.


Zum großen Teil ohne Maschinen wird auch heute noch das Silber abgebaut.


Die Loren sind zwischen 1 und 2 Tonnen schwer und das Schienennetz zum Teil marode. Entgleiste Loren werden von vier Männern wieder auf die Schienen gesetzt. Für Leute mit Platzangst ist diese staubige, heiße und enge Welt die Hölle.


Draußen wird der Abraum ausgeschüttet und


Frauen suchen noch nach verwertbaren Mineralienresten.


Die Lebensbedingung sind denkbar ungünstig. Eine Staublunge und eine geringe Lebenserwartung bringen die meisten Mineros aus den Minen mit.

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